Manchmal, aber nur manchmal, da backe ich was nur für mich. Einfach weil ich eine neue Idee ausprobieren will, Lust auf Kuchen hab oder weil keiner da ist, der mein Backwerk probieren könnte.

Ideen für diese ganz bestimmten Backwerke kommen oft an ungewöhnlichen Orten und zu ungewöhnlichen Zeiten. So aktuell am letzten Sonntag geschehen, als ich nach der Arbeit mal wieder 30 Minuten am Bahnhof warten musste. Meist verbringe ich die Wartezeiten im Buchladen und schmöckere dort in Reiseliteratur oder Kochheften. Dieses Mal hatte ich sogar so viel Zeit, dass ich es mir in einem Sessel gemütlich machen konnte.    

Die Hefte beginnen natürlich schon im März mit der Herbstproduktion, ich bin da immer etwas hinten dran, aber das soll sich jetzt ändern. Frau Mama und Herr Papa haben mir nämlich aus dem an Frucht und Gemüse reichhaltigen Garten einen ganzen Korb Zwetschgen und Birnen mitgebracht. Und genau mit diesen beiden Obstsorten schlug die Zeitschrift einen Pie vor.

Ich habs gelesen und am nächsten Tag direkt gebacken. Nicht direkt nach dem Zeitschriftenrezept (die war mir dann doch etwas zu teuer), sondern nach eigener Interpretation.

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Zu den Zwetschgen und Birnen hat sich dann noch Holunder gesellt. Zu diesem habe ich seit meinem dritten Lebensjahr eine ganz besondere Beziehung. Da wollte mich die Frau Mama mal eben mit Holunderbeeren vergiften. Nachdem sie mich massenweise damit gefüttert hatte, kam ihr wohl in den Sinn, dass diese Beerchen roh nicht genießbar sind und flugs rief sie beim Giftnotruf an. Dort konnte sie allerdings beruhigt werden – solange das Kind nicht kotze, sei alles ok.

Gut, nachdem ich jetzt 23 Jahre lang keinen Holunder mehr in fester Form zu mir genommen hatte, war es soweit. Auf meiner Joggingrunde im Wald habe ich frischen Holunder direkt vom Strauch geerntet und dann auch rennend in die Wohnung befördert, was mir doch einige schiefe Blicke von Autofahrern eingebracht hat.

Der Pie-Teig war ein ganz traditioneller, sehr buttriger, der super zu den säuerlichen Früchten gepasst hat.

Zwetschgen-Birnen-Pie mit Holunder

Zubereitungszeit 25 Minuten
Backzeit 40 Minuten
Gesamtzeit 1 Stunde 5 Minuten
Gericht Kleinigkeit, Nachspeise

Zutaten
  

Für den Teig

  • 450 g Mehl
  • 100 g Zucker
  • Eine große Prise Salz
  • 300 g kalte gewürfelte Butter

Für die Füllung

  • Zwetschgen
  • Birnen
  • Holunder --> alle drei nach eigenem Gusto, wer mehr Birnen mag, nimmt mehr Birnen, wer mehr Zwetschgen mag, nimmt mehr Zwetschgen, wer mehr Holunder mag, ihr ahnt es bereits…

    Jedenfalls von allem so viel, dass euer Kuchenboden dick bedeckt ist.

  • 2 EL Speisestärke
  • 2 EL Zucker
  • 3 EL brauner Zucker
  • 1 TL Zimt
  • 100 g angeröstete Mandelblättchen

Anleitungen
 

  • Mehl mit Zucker und Salz vermischen und dann mit den Fingerspitzen die kalte Butter einarbeiten. Wenn der Teig schön homogen geworden ist, nochmals kalt stellen.
  • In der Zeit kann man wunderbar die Früchte vorbereiten.
  • Die klein geschnittenen Früchte mit den anderen Zutaten vermischen und ganz am Ende noch 100g angeröstete Mandelblättchen hinzufügen.
  • Den kaltgestellten Teig aus dem Kühlschrank holen und etwas mehr als die Hälfte als Boden in eure gut gefettete Form geben. Dazu könnt ihr ihn entweder ausrollen und dann in die Form legen, oder so wie ich, einfach mit den Händen reindrücken. (Auch die Seiten sollten mit Teig ausgekleidet werden, so als würdet ihr eine Schale aus Teig für die Früchte vorbereiten).
  • Die Früchte draufgeben und das Ganze mit ca. 2 EL Hagelzucker bestreuen.
  • Jetzt bliebe doch die Aufgabe des Pie-Deckels. Da sind eurer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Entweder ihr rollt den Teig aus, schneidet feine Streifen und ordnet diese als Gitter an, oder ihr schneidet Dreiecke und legt die im Kreis auf den Teig, ODER ihr macht es so wie ich Faulpelz und streut den Rest in Krümmeln/Streuseln einfach oben drauf. (Und siehe da, Frau Schröders Kommentar: „Ich mag besonders die Streusel“).
  • In den auf 180 Grad vorgeheizten Ofen geben und ca. 40 Minuten backen. Dann je nach Gefühl noch etwas länger drin lassen. Ein gutes Zeichen ist immer, wenn unter der Pie-Decke schon der Fruchtsaft blubbert. Dann ist der Kuchen noch schön saftig und kann rausgeholt werden.
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Und am Ende war es natürlich wie immer, ich hatte den Kuchen nicht für mich. Anneliese hat sich dazu herabgelassen zu probieren, obwohl „Holunder nicht seins ist“ und meine lieben Freundinnen haben den Kuchen gekostet, als wir für unsere Freunde Elli&Jan das Hochzeitsgeschenk vorbereitet haben. Die beiden heiraten nämlich am 28. September mit einem großen tollen Fest. Hipphipphurra.

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